FASD -
eine unsichtbare Behinderung sichtbar machen
Ausstellung und Downloads
Unsere Ausstellung
Porträts von Menschen mit FASD
Wir wollen die unsichtbare Behinderung sichtbar machen und haben Menschen mit FASD vor die Kamera geholt, um ihre individuellen Herausforderungen in Fotoform künstlerisch darzustellen. Kurz Texte liefern einen FASDspezifischen Hintergrund zu einer Auswahl von Verhaltensweisen und Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit FASD ein Leben lang konfrontiert sind. Wir danken den großartigen Fotomodellen für ihren Mut, ihre Natürlichkeit und ihre Stärke, so über FASD aufzuklären!
Beitrag des NDR zur Ausstellungseröffnung
Der NDR berichtet von der Eröffnung der Ausstellung „FASD, die unsichtbare Behinderung“, die am 22. und 23. September 2023 im Foyer des Rostocker Radisson-Hotels zu sehen war.
Inhalt der Ausstellung
Porträts von Menschen mit FASD, unterlegt mit kurzen informativen Texten zu den Auswirkungen von FASD
Details
20 Rollups 1m x 2m (Versand in 3 Paketen möglich bei Versandkostenübernahme)
Buchungsanfragen unter: info@fasd-perfekt-mv.de
Zur Ausstellung können Begleitheftchen in A6-Format kostenpflichtig dazu bestellt werden. Sie beinhalten alle Porträts und Texte aus der Ausstellung in dem entsprechend kleineren Format.
Die Motive der Ausstellung
FASD - Eine unsichtbare Behinderung
FASD steht für fetale Alkoholspektrumstörung, welche durch Alkoholkonsum der werdenden Mutter beim ungeborenen Kind ausgelöst werden kann. FASD ist eine größtenteils unsichtbare Behinderung, der Alkohol löst einen unheilbaren Hirnschaden und andere Störungen aus. Oft genug ist nur das Verhalten auffällig, wird aber dem Menschen als „problemhaft“ und selbst verursacht angelastet.
Angststörung
Oft treten bei Menschen mit FASD belastende Ängste auf. Nicht immer gibt es nachvollziehbare Gründe bzw. sichtbare Auslöser, z.T. auch weil die Wahrnehmungsverarbeitung stark verlangsamt sein kann. Psychische Probleme entstehen oft durch die Erfahrungen, die Menschen mit fetalen Alkoholschäden mit und in ihrer Umwelt machen. Daher nennt man sie oft „sekundäre Erkrankungen“.
Konzentrationsschwäche
Vorgeburtlich konsumierter Alkohol führt häufig zu Aufmerksamkeits- und Konzentrationsproblemen, die spätestens in der Schule problematisch werden. Teils reicht die Kraft, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, auch mit steigendem Lebensalter nur minutenlang. Das Gehirn verbraucht durch Aufmerksamkeit unglaublich viel Energie und so sind Menschen mit FASD nicht selten schon mittags gefühlt kurz vorm Burnout.
Aggressionen
Kann ein Mensch mit FASD eigene körperliche Grenzen schlecht wahrnehmen, verletzt er oder sie auch andere schnell mal körperlich. Nicht selten die die Schmerzwahrnehmung gestört. Spüre ich keinen Schmerz, kann ich nicht wissen, dass ich Anderen weh tue mit gewissen Handlungen. Zusammen mit gestörter Impulskontrolle und Hyperaktivität beispielsweise ergibt das manchmal eine explosive Mischung, die kaum kontrollierbar ist für das Individuum.
Hypo- & Hypersensibilität
Manchmal können Menschen mit FASD ähnlich wie bei Autismus gewisse Nahrungsmitteltexturen oder die Haptik von Stoffen nicht ertragen. Hypersensibilität spielt auch bei Schmerzen eine Rolle, Menschen mit FASD nehmen diese teilweise extrem stark wahr. Auch das Gegenteil kann der Fall sein – hyposensitiv werden sogar blutende Wunden als kaum schmerzhaft wahrgenommen. Die gestörte Wahrnehmungsverarbeitung kann auch in beide Richtungen bei einer Person auftauchen.
Hyperaktivität
Andere Menschen mit FASD fallen besonders durch unglaublich viel Energie auf, selbst wenn sie schon müde sein müssten, sind sie noch hochgefahren. Dies zeigt sich besonders in Schul- und Unterrichtssituationen, aber auch im zwischenmenschlichen Miteinander im Alltag. Hyperaktivität zählt zu den häufigsten Symptomen bei FASD.
Gestörte Räumliche Wahrnehmung
Einige Menschen mit FASD können ihren eigenen Körper nicht gut wahrnehmen, fallen beispielsweise oft hin oder verletzen sich durch scheinbare Unvorsichtigkeit an Objekten. Ein weiterer Aspekt der gestörten räumlichen Wahrnehmung ist die mangelnde Orientierung in der Umwelt. Auch oft genutzte Wege bleiben nicht im räumlichen Gedächtnis hängen, Wegmarken können nicht erinnert werden. Selbständige Bewältigung von Wegen ist so stark erschwert.
Distanzminderung
Alkohol verursacht Studien zufolge eine vorgeburtlich angelegte Bindungsstörung, die sich oft in Distanzminderung beim Menschen mit FASD zeigt. Dazu kommt nicht selten eine stark verlangsamte Entwicklung, so dass dem Lebensalter ggf. unangemessen viel Körperkontakt und Nähe gesucht wird und dies leider auch bei Fremden.
Demenzähnliches Verhalten
Kurz- und Langzeitgedächtnis sind bei Menschen mit FASD häufig beeinträchtigt. Nicht selten können bspw. Kinder in der Schule über einige Zeit eine gewisse Leistung erbringen, plötzlich aber ist ihr Gehirn wie leergefegt. Von außen wird dies oft als Faulheit oder Verweigerung interpretiert. Für Menschen mit FASD löst dies zusätzlichen emotionalen und psychischen Druck aus. Die Erinnerungslücken verhindern Kohärenz im Selbstkonzept, was an sich schon sehr belastend ist, die Orientierung in sich selbst und in der Umwelt erschwert.
Unverständnis bei Abstraktem
80% der Menschen mit FASD können im Erwachsenenalter nicht vollständig selbständig leben. Dies liegt u.a. an mangelndem Verständnis von Abstraktem. Zahlen können oft nur auf wortwörtlich begreifbarer Ebene verstanden werden. Geld und Wert sind zu abstrakt, das Konzept kann vom fetal alkoholgeschädigten Gehirn nicht verstanden werden. Auch Termine können nicht eingehalten werden oder Uhrzeiten nicht verstanden werden, weil unser Zeitverständnis nicht greifbar ist.
Spektrumstörung
FASD umfasst ein Spektrum von 428 Störungsbildern. Kennst du Eine*n, kennst du Eine*n – heißt, die Symptome von FASD können bei den Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, wodurch der Umgang mit FASD immer individuell betrachtet werden sollte. Fazit vorweg: Die Umwelt muss sich dem Menschen mit FASD anpassen, andersherum geht es kaum.
Lügen
Durch FASD-typische Erinnerungslücken fehlen dem Gehirn Informationen. Manchmal können Menschen mit FASD daher nicht erklären, wie es z.B. zu gewissen Situationen gekommen ist. Stehen sie jedoch unter Antwortdruck, beginnt ihr Gehirn, Gesehenes, Gehörtes, Erlebtes, Geträumtes, Ausgedachtes usw. zu einer für sie selbst realen Geschichte zusammenzureimen. Für Außenstehende wirkt dies wie Lügen, für den Menschen mit FASD ist es Realität.
Sexualität
Menschen mit FASD werden überdurch-schnittlich schnell Opfer von sexuellen Übergriffen, da sie teils sehr arglos und leichtgläubig sind. Kommt dazu mangelndes kausales Verständnis, kommt es nicht selten zu Teenagerschwangerschaften oder Prostitution. Andrerseits können Menschen mit FASD aber zu Täter*innenrolle werden, da sie Grenzen nicht erkennen, distanzgestört agieren, Recht nicht von Unrecht unterscheiden oder Tat- Wirkungszusammenhänge nicht verstehen können.
Schlafstörungen
Menschen mit FASD sind nicht selten schon zu Beginn des Arbeits- oder Schultages müde, da die meisten von ihnen unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen haben. Spätes zur Ruhe kommen, stundenlanges Wachliegen und sehr frühes Aufstehen verhindern, dass das Gehirn in ausreichend lange Tiefschlafphasen kommt. Dies beeinflusst nicht nur die Informationsverarbeitung, sondern auch die mentale Fitness sehr stark.
Suchtgefahr
Mit FASD geht eine großes Suchtrisiko einher (wodurch es zu generativen FASD- Kreisläufen kommen kann). Dies betrifft nicht nur Alkohol. Besonders Kinder haben oft bereits übergroßen Appetit auf Zucker. Ab Pubertät spielen alle anderen Drogen dann ebenso eine Rolle. Teilweise führen diese nicht zu klassischen Highs, sondern scheinen die Hirnaktivitäten zu normalisieren, so dass die Suchtgefahr nicht erkannt wird. Die Konsument*innen fühlen sich dann „endlich mal normal“.
Kausalzusammenhänge
Menschen mit FASD können oft Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge nicht erkennen und verstehen. Dies führt oft zu Risikoverhalten, Unfallgefahr, zwischenmenschlichen Mißverständnissen oder auch Problemen mit der Justiz mangels Rechts-Unrechts-Verständnis. Wichtig ist: Lernen an Konsequenzen kann so nicht funktionieren, die Einsicht ist dem alkoholgeschädigten Gehirn ggf. schlicht nicht möglich.
Impulskontrollstörung
Kommt die Wut, kommt die Wut. Kommt das Liebe, kommt die Liebe – und all das oft sehr heftig. Menschen mit FASD können manchmal emotionale Impulse nicht angemessen regulieren. Gefühlsäußerungen brechen sich Bahn. Auffällig sind natürlich besonders laute, aggressive und sich unangenehm auswirkende Äußerungen. Die gestörte Emotionsregulation belastet den Menschen selbst und seine Umwelt oft stark.
Reizoffenheit
Manche Menschen mit FASD leiden unter Reizoffenheit, da das Gehirn Umweltreize nicht gut filtern kann. Es kommt schnell zu Überforderung, da dauerhaft zu viele Informationen auf die Person einwirken. Prioritäten setzen oder ruhig reagieren ist da kaum möglich. Allerdings nehmen die Menschen oft auch wunderschöne Details wahr, die „gesunde Gehirne“ längst weggefiltert haben.